Nicht mehr lang… T-9 Tage
Seit einiger Zeit gehe ich mit Groß L abends vor dem Schlafengehen nochmal auf den Balkon, um den Abendhimmel anzuschauen. Wichtigstes Utensil: das alte Opernglas von meiner Oma, perlmutt- und goldverziert. Das sind unsere ruhigen gemeinsamen Minuten am Ende des Tages, wo Klein I schon schläft und ich Zeit nur für ihn habe. Wir genießen die Nähe auf der kleinen Balkonbank und ich sage: „Ich habe dich lieb bis zum Mond und zurück“ und Groß L antwortet: „Und ich dich bis rund ums Universum und zurück“ Ich beobachte wie er beobachtet. Seine Augen hinter dem Fernglas zusammenkneift und ihm seine blonden Locken in die Stirn fallen. „Guck Mama, da ist der nach Thailand.“ „Wer ist da?“ „Der fliegt nach Thailand. Alle fliegen nach Thailand oder?“ Dabei hebt sich seine Stimme fast so wie das Flugzeug, das soeben an unserem Balkonhimmel vorbeidüst. Nein, nicht jedes Flugzeug fliegt nach Thailand. Aber unseres schon. Schon bald.
„Hach.“ Groß L seufzt theatralisch. „So ist es dann auch in Thailand, wir gucken zusammen den Mond an und da ist Strand, schön!“ Mein Herz macht viele kleine Hüpfer, so sehr liebe ich dieses Kind.
„Ja, das werden wir. Und die schönsten Sonnenuntergänge werden wir auch erleben.“
„Und dann vergraben wir das Fernglas.“
„Was? Warum?“
„Na, das ist doch unser Schatz. Wir müssen das auf jeeeeeeden Fall mitnehmen und dann vergraben wir es, okeeee?“
Ich freue mich, wie er sich freut. Für ihn ist das ein großes Abenteuer, abstrakt, aber doch so einfach.
In diesen Momenten werden die kleinen und größeren Sorgen, die mir kurz zuvor noch Kopfschmerzen bereiteten, ganz urwinzig klein und ich freue mich mit ihm, dankbar für seine kindliche Weisheit. Glücklich nehme ich Groß L Huckepack und wir kuscheln uns im Bett eng aneinander.