Stoffwindel auf Reisen – ein Erfahrungsbericht
Wie in dem ein oder anderen Blogeintrag durchklang, wird Klein I mit Stoffwindeln gewickelt. Bald stellte sich für mich die Frage, wie wir das denn beim Reisen handhaben wollen. In Erfahrungsberichten hörte ich immer wieder von den schrecklichen Plastik-Überziehhöschenwindeln mit Gratis Parfümzusätzen, die man für viel viel Geld (wirklich überdimensional viel Geld) in Thailand zu kaufen kriegt. Selbst die „Pampers“ sind in Thailand anders als in Deutschland und viel parfümierter. (Davon abgesehen, dass es Pampers in kaum einem Laden gibt. Dafür die nicht weniger stinkige heimische Marke.) Das kam für mich also alles nicht in Frage und Wegwerfwindeln aus Deutschland für vier Monate mitnehmen hätte mindestens ein Backpack mehr bedeutet. Also ausprobieren und schauen wie es so läuft. Eine gute Bestärkung bekam ich auch durch eine liebe Mitarbeiterin des großartigen Hug and Grows, wenn man Stoffwickeln möchte, schafft man das auch. 🙂
Um eines vorwegzunehmen, ich bin trotzdem oft unglaublich (wirklich unglaublich) genervt davon und gleichzeitig so dankbar, dass wir hier mit Stoff wickeln. Aber von Anfang an:
Wir benutzen das Prefold-System, also PUL-beschichtete Überhosen, in die man so ziemlich alles reinlegen kann, was saugfähig ist. Gute Vorraussetzungen für das Reisen wie wir fanden. Wenn mal der Fall eintreten würde, dass alle Einlagen dreckig sein sollten, können wir auf schlichte Baunmwolltücher zurückgreifen. Die trocknen gut und lassen sich zur Not auch mal per Hand auswaschen. So weit so gut. Neben vier Überhosen und etwa 20 Baumwoll-Einlagen (Das hält bei uns so für vier/fünf Tage) kam in mein Backpack: eine große Flasche Öko-Waschmittel ohne Enzyme, ein 5 Liter Wetpack für die sensible Fracht, eine große Rolle Baumwollfließtücher (die zum einmal mitwaschen) und Waschlappen, sowie 20 Notfall-Ökowegwerfwindeln. Damit wäre dann mein Backpack schonmal zur Hälfte gefüllt und ich muss darf ein Kleidchen weniger mitnehmen. 😀
Wie Herr M bereits erwähnte lässt der*die gemeine Backpacker*in in Thailand ihre Wäsche in der Wäscherei waschen. Gibt sie ohne viel Aufhebens bei einem der vielen Laudry-Services ab und bekommt sie desinfiziert, gebleicht, getrocknet, frisch gebügelt und extrem blumig riechend, für 40 Baht (~1 €uro) pro Kilo, wieder zurück. Mag für andere gut klingen, ist auch sehr bequem, kommt für mich bei den Stoffwindeln aber nicht in Frage. Ich möchte wissen und entscheiden, was an den Popo meines Babys kommt. Und das ist bestimmt nicht Bleichmittel und überparfümiertes Waschpulver. Davon abgesehen, dass die Pul-Beschichtung der Überhosen und die Saugeinlagen erheblich darunter leiden würden.
Unser Plan B besteht aus dem Finden irgendwelcher Waschmaschinen zur Selbstbedienung am Straßenrand, bei dem es eine Waschladung für ca. 40 Baht gibt und wir unser eigenes Waschmittel benutzen können. Die gibt es eigentlich immer in den meisten Städten und Dörfern. Nachteil, den wir vorher nicht bedacht haben: Alles wird hier kalt gewaschen, also nicht mehr als 30 Grad. Mag eventuell unhygienisch klingen und führt dazu, dass ich die Einlagen bereits einmal in Wasser ausgekocht habe. Trotzdem wird alles immer augenscheinlich sauber und riecht gut neutral. Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass wir sie irgendwo trocknen müssen. Die Stoffwindeln sollten nicht jedesmal einen Trockner von innen sehen, weil auch dann die Saugfähigkeit irgendwann nachlässt. Das führt nicht selten zu aufwendigen Wäscheleinenkonstruktionen auf unseren Terrassen oder sogar in den Hotel/Bungalowzimmern. Gerade in der Regenzeit, in der die Luftfeuchtigkeit enorm hoch ist, ist der Trockenprozess ein mehrtägiges Unterfangen und führte schon öfters zu Windelengpässen. Freiluftpopo ist da die Antwort. Geht gut, wenn nicht gerade unterwegs.
Doch es tritt auch immer wieder der Fall ein, dass wir keine Selbstbedienungsmaschine finden. Dann heißt es mit Händen und Füßen kommunizieren, wie wir gerne diese besondere Wäsche gewaschen hätten. (Ich habe sogar eine Anleitung gezeichnet inkl. Smilies und natürlich einem freundlichen Kop Kuhn Ka!) Das führt zu Missverständnissen, die mich oft zur Verzweiflung bringen. Die Baumwoll-Fließtücher werden regelmäßig als nicht mitwaschbar befunden und landen im Müll. Neben unserem Ökowaschmittel, landet oft kurz darauf noch eine fette Portion weißes undefinierbares Waschpulver dazu. Das kann ja nicht helfen, so ein durchsichtiges Flüssigzeugs… 😉 Letzter Coup in einem Selbstwaschsalon: Ich habe brav die Windeln drin, Geld reingeschmissen und möchte mein Waschmittel dazugeben. Nix da. Der Salon ist so lieb und macht das alles automatisch für mich. Desinfektion, Waschmittel, Weichspüler, alles dabei. Ich sehe dem endlosen Schaumgebilde in der Waschmaschine zu, stehe mit meiner Ökowaschmittelflasche in der Hand da und möchte heulen. Doch dann sehe ich mein glückliches Baby mit dem (bisher, klopfaufholz) gesunden Babypopo im Tragetuch vor mir und versuche mich zu entspannen. Von dem Geld, dass wir hier an den Windeln sparen, können wir leckere Essen probieren, Gegenden erkunden und Ausflüge machen. Unsere Ökobilanz ist besser. (Wo wir doch schon so böse Langstreckenflüge machen) Und eigentlich haben wir auch immer viel zu lachen, beim Suchen und Finden der nächsten Kackwindelaufnahmestation…
Alles in allem definitives Pro für Stoffwindeln auf Reisen!
Alles Liebe. K