Back in the days – Reisen mit und ohne Kinder
Nun ist es an mir hier meine Spuren zu hinterlassen. Eine*r von uns ist ein bißchen ängstlicher, eine*r ein bißchen mehr Legasteniker. Es sollte in den folgenden Zeilen klar werden, wer davon wer ist…
Vor nun acht Jahren war ich in Südostasien. Ich reiste alleine. Ohne Kinder. Ohne Frau K. In der Vorbereitung auf diese Reise stellte sich mir die Frage, was sich ändern wird und was so wird wie damals. Mehrmals fragten Frau K und Groß L mich, wie ist das oder wie war das? Und oft hatte ich keine Antwort. Meine Reise damals war wenig kindertauglich, die Erinnerung nicht geeignet um umgemüntzt zu werden. Erschwerend dazu kommt es, dass ich kein einziges Foto von der Reise heute mein eigen nenne. Eigenbrödlerisch wie ich damals war, reiste ich ohne Kamera alleine durch Thailand, Kambodscha und Laos. Wenige Dokumente zeugen von der Reise. Kein Blog, keine Facebook-Posts, kein Insta-Feed. Insgesamt habe ich eine Mail geschrieben, reiner Text, anekdotisch geschrieben. Wichtig als Zeugnis für mich, jedoch nicht geeignet um Fragen nach Krankenversorgung (von Frau K) oder nach Spielkameraden (Groß L) beantworten zu können.
Damals wie heute bin ich mit der Entscheidung der Nicht-Dokumentation für mich zufrieden. Ich trage meine Erlebnisse von damals in mir, bin an ihnen gewachsen und freue mich in Tagträumen an die Orte von damals zurückzukehren. Verändert hat es sich jetzt, wenn ich Groß L von den Orten erzählen möchte, an die wir demnächst zusammen reisen werden und wir aufgrund der fehlenden Fotos auf meine Sprache und unsere Phantasie angewiesen sind. Der Wunsch nach Fotos oder Dokumentation beginnt beim Erzählen und gemeinsamen Erinnern. Ich bin Frau K dankbar, dass sie unsere bisherigen Reisen in Tagebüchern und Bildern dokumentiert hat. Ich liebe es mit Groß L Fotos anzusehen, von Reisen die er entweder nur halb-erinnert aufgrund seines Alters oder gar nicht erinnern kann, weil er noch nicht auf der Welt war.
Diesmal möchte ich auch dokumentieren. Deswegen bin ich in die Tiefen des Facebook-Archivs abgetaucht und habe zwei Fotos ausgegraben. Aufgenommen von einem Menschen, den ich damals auf der Reise in Laos kennengelernt habe. Sie zeigen mich, in Begleitung einer Gruppe von Menschen, an einem Tag, den wir betrunken in Lastwagenschläuchen verbracht haben.
Die Fotos sollten gut illustrieren, wie sich das Reisen mit Kindern, von dem Reisen ohne Kinder unterscheiden wird. Die Fortbewegung auf Kleinbusdächern und Tuk-Tuk-Trittbrettern fällt genauso raus, wie besoffen in nem Lastwagenschlauch den Fluss nahe Vang Vieng runter zu treiben. Beides Dinge, die ich damals gerne und mit Genuss getan habe. Und auf die ich nun verzichten werde, obwohl es mich interessieren würde, wie es sich nüchtern den Fluss runter treibt.
Ich war auf nem ziemlich extremen Trip damals. Wollte viel sehen, bin viel Hin und Her gereist, hatte wenig Geld und wollte bloß nicht Klischee sein. Gerade das machte mich sehr zum Klischee. Selten blieb ich länger als 2-3 Tage an einem Ort. Auch wenn ich die Haupttouristenströme mied, waren die Wege doch ausgetreten und bis auf wenige Ausnahmen war der Kontakt zu den Lokals rein auf Tauschgeschäfte reduziert. Wenig Zeit habe ich mir gelassen, mir Zeit zu lassen. Das ändert sich. Weil ich mir diesmal Zeit geben will, Groß L und Klein I (und auch Frau K) Zeit geben möchte. Zeit zum Ankommen, Wohlfühlen und eintauchen in eine ihnen (und, wenn ich ehrlich bin, auch mir) fremde Welt.
Love M